Dienstag
19. Nov. 2019

19:30 Uhr

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Prof. Dr. Jörg Wollenberg, Bremen

100 Jahre Bremer Volkshochschule – Von der „Pflege heimischen Volkstums“ (1919) zur verspäteten „Wiedergutmachung“ im Bamberger

Mit Richard von Hoff eroberte 1919 der „völkische Geist“ die Bremer Volkshochschule zur „Abwehr jüdisch-marxistischer Zersetzung“. Der erste Leiter der Bremer VHS verfolgte das Ziel, am „Wiederaufbau des Vaterlandes“ mitzuarbeiten und der Gefahr zu begegnen, als Volk „Kulturdünger für fremde Völker“ zu werden. „Rassenfragen, Vererbungsprobleme und familiengeschichtliche Forschungen“ standen so von 1919 bis 1945 im Mittelpunkt des Volkshochschulprogramms in einer Stadt, in der Kaufmannschaft und Arbeiterbewegung die Kultur und Politik lange bestimmt hatten. Im Gegensatz zu anderen großstädtischen Volkshochschulen konnten die neuen Machthaber 1933 auf Entlassungen und Namensänderungen verzichten, nicht einmal eine Selbstgleichschaltung war vonnöten. Richard von Hoff wurde im März 1933 zum Senator für das Bildungswesen ernannt und stieg zum SS-Oberführer und Hauptschulungsleiter für Rassenfragen auf. Der Neuanfang der Bremer VHS nach 1945 gelang nur unzulänglich. Erst 1954 kam es zum inhaltlichen Kurswechsel mit Hilfe eines Emigranten. Aber auch der Weg der Umsteuerung von Fritz Borinski, von seinen Nachfolgern Günter Schulz und vor allem von Karl Heinz Schloesser intensiviert, stieß auf Schwierigkeiten - mit Folgen bis heute – trotz aller Frauen-Power.

Jörg Wollenberg war Professor im Studiengang Weiterbildung der Universität Bremen und Direktor der Volkshochschulen Bielefeld und Nürnberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und zur regionalen Geschichte des Faschismus in Deutschland. Zuletzt erschienen „Krieg der Erinnerungen“ (2016) und „Die andere Erinnerung“ (2017)