Dienstag
4. Februar 2020

19:30 Uhr

Villa Ichon

Goetheplatz 4
28203 Bremen

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Prof. Dr. Rudolph Bauer, Bremen

Heimat: Reaktionäre Ideologie oder sozialistische Zukunft?

"Heimat" ist ein schillernder Begriff. Vor allem Konservative und Reaktionäre haben ihn aus der historischen Mottenkiste der völkischen Nazi-Vergangenheit hervorgekramt. Diejenigen jedoch, die mit dem rückwärtsgewandten und fremdenfeindlichen Heimatverständnis der politischen Finsterlinge nichts am Hut haben, schütten sprichwörtlich das Kind mit dem Bade aus: Sie wollen mit Heimat nichts zu tun haben. Sie werfen Heimat in einen Topf mit Rassismus, Volksgemeinschaft, Nazimentalität, reaktionärer Politik, mit dem Wiederaufleben deutschnationaler Überheblichkeit und militärisch-imperialistischer Weltherrschaftsphantasien. Gegenwärtig befinden wir uns an einem Punkt der gesellschaftlichen Rückentwicklung, an dem Heimat und Emanzipation, Heimat und Revolution, Heimat und Sozialismus einen totalen Gegensatz bilden. Nicht zuletzt in politisch-organisatorischen Zusammenhängen, deren Mitglieder sich als Linke verstehen, ist sie verpönt, "die Suche nach Heimat (wie Ernst Bloch das Wort verstand): nach einem Ort, an dem das Ich zu sich selbst findet, bei sich und den Anderen ankommt, Suche nach einem Ort des Sinns und der erfüllten Hoffnungen. Sehnsucht ist das Glückverlangen des entfremdeten Lebens, der stumme Schrei des isolierten Ich nach Vereinigung mit einem Du und einer zugleich vertrauten und offenen Welt" (Thomas Metscher). Warum lassen Marxisten es zu, dass rechte Anti-Marxisten den Heimatbegriff besetzen und für reaktionäre Zwecke missbrauchen? Was bedeutet "Heimat" emotional, und wie ist es dazu gekommen? Wie kann man erklären, dass Linke sich scheuen, den Heimatbegriff im Sinn des kommunistischen Ideals zu verwenden? Dass sie diejenigen ausgrenzen, die an "Heimat" im Sinne einer gesellschaftlichen Fortschrittsperspektive erinnern?

Rudolph Bauer ist Politikwissenschaftler. Von 1972 bis 2002 war er an der Universität Bremen Professor mit dem Schwerpunkt Wohlfahrtspolitik und Soziale Dienstleistungen. Als Wissenschaftler, Schriftsteller und Bildender Künstler ist er engagierter Antimilitarist und Antifaschist. Mit dem Thema "Heimat" befasst er sich aus sozialgeschichtlicher, philosophischmarxistischer und politikwissenschaftlicher Sicht.