Mittwoch, 12. April 2023, 19:00 Uhr
Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen
Dr. Heinrich Niemann Berlin
Aus der Vergangenheit lernen?
Konzept und Struktur des DDR – Gesundheitswesens
Das Gesundheitswesen zählt bei Befragungen auch nach drei Jahrzehnten der deutschen Einheit stets zu den positiv bewerteten Bereichen der DDR. Es war staatlich organisiert, das Recht auf Gesundheitsschutz hatte Verfassungsrang, mit der Krankenversicherung erfolgte unentgeltliche med. Betreuung.
Auf vielen Gebieten bestimmte es – von der WHO geschätzt- internationale Standards mit, trotz der deutlich geringeren Wirtschaftskraft im Vergleich zur Bundesrepublik.
Worin bestanden das Konzept und die Grundstrukturen? Was steckt hinter solchen Stichworten wie Poliklinik, Impfen, Krebsregister, Betriebsarzt, Gemeindeschwester, Absolventenlenkung, Facharzt für Allgemeinmedizin, Kinderkrippe, Säuglingssterblichkeit?
Worin lagen die Unterschiede zum heutigen Gesundheitswesen und könnte man von dem anderen deutschen Staat noch lernen? Das soll am Beispiel der Polikliniken für die ambulante Medizin und des Infektions- und Seuchenschutzes genauer dargestellt werden.
Heinrich Niemann (*1944) Medizinstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin/Charité. Promotion über Internationalen Tendenzen der Ärzteausbildung, Facharzt für Sozialhygiene/Sozialmedizin. Seit 1975 in der Ost-Berliner Gesundheitsverwaltung und -politik tätig. Von 1986 bis 1990 Geschäftsführer der DDR-Sektion der Internationalen Ärztebewegung gegen den Nuklearkrieg (IPPNW), nahm mit Beiträgen an IPPNW-Weltkongressen so in Moskau und Hiroshima teil. Von 1992 bis 2006 war er gewählter Bezirksstadtrat für Gesundheit, Umweltschutz, Ökologische Stadtentwicklung im Berliner Bezirk Hellersdorf bzw. Marzahn-Hellersdorf, dabei bis 2001 Vorsitzender der Krankenhaus-Konferenz des Krankenhauses Kaulsdorf. Bezeichnete 1992 als Gutachter im Bundestagsausschuss für Gesundheit die „Liquidierung der Polikliniken als gesundheitspolitischen Sündenfall der Vereinigung“. Er war u.a. Gründungsmitglied des Vereins „Interessengemeinschaft Medizin und Gesellschaft“ (1991 bis 2017), und der „Rapoport-Gesellschaft e.V.“ (2020). Vorträge, Buch- und Pressebeiträge zur Gesundheitspolitik/Corona-Pandemie und zu Fragen der Stadtentwicklung.