Dekolonialisierung und Sozialismus: Lehren aus der Geschichte der DDR
Matthew Read, Berlin
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) wurde vor 75 Jahren, im Jahr 1949, gegründet. Über vierzig Jahre lang bauten ihre Bürger ein grundlegend anderes System auf, das durch sozialisierte Eigentumsverhältnisse, genossenschaftliche Landwirtschaft und gesellschaftliche Planung gekennzeichnet war.
Ein Aspekt des „anderen Deutschlands“, der selten diskutiert wird, ist ihre Außenpolitik. Während die BRD portugiesischen Kolonialtruppen in Angola und Mozambique, das Apartheid-Regime in Südafrika und die israelischen Besatzungstruppen in Palästina bewaffnete, unterstützte die DDR nationale Befreiungsbewegungen wie FRELIMO, den ANC und die PLO mit militärischen und zivilen Ausbildungen sowie mit Waffen. Was steckte hinter dieser Unterstützung? Handelte es sich um eine rein eigennützige Politik oder war sie ideologisch und theoretisch begründet?
Anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung der DDR werden wir über ihre Rolle bei der Dekolonisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts diskutieren. Welche Formen nahm die antiimperialistische Solidarität der sozialistischen Staaten an? Wie unterschied sie sich von der westlichen „Entwicklungshilfe“? Und wie verstanden die kommunistischen Parteien den Zusammenhang zwischen der nationalen Befreiung in der „Dritten Welt“ und dem Kampf für den Sozialismus weltweit?
Matthew Read arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zetkin Forum for Social Research (https://zetkin.forum/) und leitet dort die Internationale Forschungsstelle DDR (https://ifddr.org/) (IFDDR).