Der Gaza-Krieg und die deutschen Debatten

Wann

23. Januar 2024    
19:00

Wo

Bürgerhaus Weserterrassen
Osterdeich 70b, Bremen, Bremen, 28205

Der Gaza-Krieg und die deutschen Debatten

Ivesa Lübben, Bremen; Arn Strohmeyer, Bremen

Ivesa Lübben:

Am 7. Oktober durchbrachen bewaffnete Einheiten der islamistischen Hamas die Grenzanlagen zwischen dem Gazastreifen und Israel und verübten in den grenznahen Kibbuzim ein Massaker an über tausend Israelis. Israel reagierte mit einem Angriff auf den Gazastreifen, der inzwischen mehr als 23.000 Menschen das Leben gekostet hat. Trotz seiner Verurteilung der Hamas stellte UN-Generalsekretär Guterres fest, der Angriff auf Israel sei nicht aus einem Vakuum erfolgt. In dem Beitrag wollen wir versuchen, den Kontext des Krieges herzustellen: Was ist der Gazastreifen, dessen Bevölkerung zu 70% aus Geflüchteten besteht? Wie sind sie zu Geflüchteten geworden und warum hat sich seit über sieben Jahrzehnten nichts an ihrem Zustand geändert? Wie gelang es der Hamas, in Gaza an die Macht zu kommen? Und ist der Gaza Besetztes Gebiet oder wurde er mit dem israelischen Rückzug 2005 in die Autonomie entlassen?

Ivesa Lübben hat Politik- und Wirtschaftswissenschaften sowie Arabisch studiert. Sie war über 16 Jahre freie Journalistin und Autorin in Ägypten, war über 9 Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centrum für Nah- und Mitteloststudien der Universität Marburg und zuletzt Büroleiterin im Nordafrika-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tunis.

 

Arn Strohmeyer:

Wie haben die deutsche Politik und die Medien auf die Hamas-Attacke und den Gaza-Krieg reagiert? Die deutsche Reaktion war natürlich sehr stark von ihrem Verhältnis zu Israel bestimmt. Stichwort: Staatsräson. Die hängt aber ganz eng mit der deutschen Holocaust-Schuld zusammen. Man glaubt ja, durch die totale Identifizierung mit Israel diese Schuld abtragen zu können. Deshalb übte und übt die deutsche Politik auch keine Kritik an Israels brutalem völkerrechtswidrigen Vorgehen im Gazastreifen. Jede Kritik, sollte sie aufkommen, wird sofort als Antisemitismus abgetan. Damit bin ich beim Thema gegenwärtiger Antisemitismus in Deutschland und werde den erläutern.

Arn Strohmeyer ist Journalist und Autor. Er hat Philosophie, Soziologie und Slawistik studiert, war 27 Jahre politischer Redakteur und Ressortleiter Politik. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben, mit Schwerpunkten u.a. über Griechenland und Israel/Palästina. Bei uns bezieht er sich besonders auf sein neuestes Buch „Falsche Loyalitäten: Israel, der Holocaust und die deutsche Erinnerungspolitik.“ ProMedia Verlag 2022.