Der Kampf der USA um ihre globale Herrschaft
Jörg Kronauer, London
Wie sichert man globale Hegemonie? Das ist die Kernfrage, um die sich seit Jahren die Politik der Vereinigten Staaten dreht.
Da ist zum einen China, dem es zunehmend gelingt, sich der Unterordnung zu entziehen und damit auch für andere Länder eine Alternative zum System des US-Dollar anzubieten. Vor allem Chinas ökonomische Entwicklung hat schon Obama zum „Pivot to Asia“ veranlasst, mit dem Ziel deren Eindämmung.
Dann wäre da Russland, das mit dem Eingreifen in Syrien und der Intervention in der Ukraine ein ernstes Stoppsignal an die Umstrukturierungs- und Expansionspläne der Weltmacht gesetzt hat. Der Ukrainekrieg scheint von großer Bedeutung für die USA, was die Fähigkeit angeht, andere Länder dauerhaft unterzuordnen.
Auch der Mittlere Osten, in dem die Vereinigten Staaten ihre Vormacht lange Zeit sicher glaubten, steht exemplarisch für die Erosion der westlichen Kontrolle. Israel schlägt um sich und bringt damit als wichtigstes Instrument der amerikanischen Machtprojektion im nahen Osten die Angeschlagenheit der westlichen Hegemonie zum Ausdruck.
Schließlich wären da noch Deutschland und die EU, die seit je begierig sind, auf Augenhöhe mit den USA zu gelangen, mit denen sie zwar verbündet sind, zugleich aber auch rivalisieren.
Wie versuchen die USA also ihre globale Herrschaft gegen eine Entwicklung der Erosion ihrer Macht abzusichern – ökonomisch, politisch, militärisch? In Washington gibt es auf diese Frage recht unterschiedliche Antworten. Die beiden Präsidentschaftskandidaten stehen für verschiedene Strategien; je nach Wahlergebnis könnte am 20. Januar 2025 ein neuer Weg eingeschlagen werden.
Jörg Kronauer ist freier Journalist, schreib unter anderem für die jW, die UZ, die konkret und german-foreign-policy.com