Artensterben, Massentierhaltung und die Vergiftung der Welt: Wie kapitalistische Herrschaft die lebendige Natur ruiniert
Prof. Dr. Dr. Ulrich Ruschig, Bremen
Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten! Über uns brechen Stürme, Fluten und Dürren herein; Wälder brennen; Erde, Luft und Wasser werden vergiftet;
unzählige Arten sterben aus; in Massen gehaltene Tiere erleiden Qualen; Lebensräume werden drastisch eingeengt, was Pandemien den Boden bereitet. Die
Natur befindet sich in einem chronischen Notstand – eine »einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft« und sie uns »vor die Füße schleudert« (Walter Benjamin).
Verantwortliche Politiker spielen die allseits gegenwärtige und vielerorts spürbare Dramatik herunter. Zwar gibt es kaum jemanden, der nicht ob der aussterbenden Arten Sorge trägt, kaum jemand befürwortet das Leid, das den Lebewesen in der Massentierhaltung zugefügt wird. Aber fast jeder behauptet zu wissen, die ›unschönen‹ Phänomene hätten mit dem ›System‹ nichts zu tun, sondern seien lediglich dessen Auswüchse, wiewohl nicht gänzlich unvermeidlich, so doch abzumildern. In Wahrheit sind Artensterben, Massentierhaltung und Monokulturen der agrar-industriellen Plantagen systematisch mit der
kapitalistischen Produktionsweise verknüpft, sind nämlich Folgen der Unterwerfung der lebendigen Natur unter den Zweck der Vermehrung des abstrakten
Reichtums. Denn Kapital und lebendige Natur stehen notwendigerweise im Verhältnis des Widerspruchs, einem Widerspruch, der nicht auflösbar ist, der
gleichwohl profitabel genutzt wird und der, weil fortschreitend prozessierend, die Art-Formen der Lebewesen sukzessive ramponiert und die Arten zum
Sterben bringt. Deswegen sind die Aussichten für die lebendige Natur, falls die kapitalistische Produktionsweise weiter fortwirkt, düster.
Ulrich Ruschig, Dr. rer. nat., Dr. phil. habil., Professor für Philosophie. Stand lange Jahre als Direktor dem Institut für Philosophie an der Carl von
Ossietzky Universität Oldenburg vor. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Kant, Hegel, Marx und der Kritischen Theorie. Mehrere Buchpublikationen zum Thema, zuletzt: Ulrich Ruschig Wie kapitalistische Herrschaft die lebendige Natur ruiniert – Artensterben, Massentierhaltung und die Vergiftung der Welt. Köln 2025.